Beitragvon ardea » 11. Apr 2008, 22:20
Jetzt mal eine Stellungnahme aus der Ecke, von der erwartet wird, gutes Material möglichst billig zu produzieren und anzubieten, nur damit es per Kopie an allen Ecken und Enden getauscht werden kann.
Habt ihr euch schon mal Gedanken gemacht, warum die Fachliteratur in der Medizin so teuer ist?
Das kommt davon her, weil sehr viel Arbeit in einer sehr kleinen Auflage steckt. Wenn man jetzt auch noch exklusiv arbeitet und die Zielgruppe noch kleiner ist, als die der Mediziner (die können zumindestens den englischsprachigen Raum betreuen und so die geringeren Margen der lokalisierten Ausgaben kompensieren) und diese Zielgruppe nun auch noch gesetzlichen Willkürakten (wie das IfSG) ausgesetzt ist, die dann die noch vorhandene Auflage über Nacht zum Problemmüll macht UND die Zielgruppe ohnehin nicht aus dem Lager der "Besserverdiener" kommt, was muß dann für ein Preis verlangt werden?
Ich nehme nur unsere eigene Rommelfanger-Reihe der "Amtsarztfragen für die Heilpraktikerprüfung".
Wir gingen bei der ursprünglichen Kalkulation davon aus, daß vergriffene Auflagen nachgedruckt werden können und jede Generation von Prüflingen sich die Bücher neu kauft. Dafür mußten wir den Preis so niedrig halten, daß eine Kopie (das haben wir damals schon mit einkalkuliert) uninteressant wird.
Dann kam E-Bay!
Wir sind zwar nach wie vor die populärste und am weitesten verbreitete Vorbereitungsliteratur auf dem Markt - nur haben wir mittlerweile nix mehr davon. Auf ein verkauftes Exemplar kommen 5 Besitzer und mindestens so viele Kopien. Dazu kommen Schlaumeier und Schulen, die Kopien noch gegen Geld verkaufen, was uns wieder Anwaltskosten bringt und kein Geld, weil die betreffenden Idioten hinterher pleite sind. Daß die von Vater Staat verdonnert werden, bringt uns kein Geld und die Genugtuung - darauf ist gesch...aut.
Wir haben erhöhte Kosten damit unsere gedruckten Werke (speziell die Spicker) soweit mit einem Kopierschutz zu versehen, daß wir wenigstens nachweisen können, ob es sich im Schadensfall um Kopien handelt (Arbeit/Material), was sich dann wieder auf den Preis niederschlägt (auweh, auweh).
Wenn auch immer wieder an uns herangetreten wird, und jetzt kommen wir wieder zurücjk zum Thread doch unsere Bücher und mehr auf CD oder DVD zubringen, kann ich nur fragen, ob die Leute sich klar machen, was ein Rohling und somit die Kopie kostet.
Bei der Kopie eines Buches sind die Kosten und der Zeitaufwand wenigstens noch ein Hinderungsgrund und dann wäre wenigstens ein Qualitätsverlust ein Grund lieber ein Original zu kaufen, aber bei einer CD/DVD habe ich eine 1:1 Qualität von Anfang bis Ende bei einer Produktionszeit, die gegen Null geht, da der Brenner so ganz nebenbei seine 20 oder 30 Kopien runterspult. Von jeder Kopie kann vom Empfänger wiederum eine Kopie gleicher Qualität gezogen werden ... die Sache mit dem Schachbrett und dem Reiskorn fällt einem dazu ein. Dazu kommt noch die Möglichkeit des Ausdrucks - sprich der eigenen Kleindruckerei am Tintenstrahler.
Die Möglichkeiten das zu unterbinden sind gering. Bei Kleinauflagen kosten die Dongles mehr, als die Leute für den eigentlichen Inhalt zahlen würden, die Dongles sollten ja dann vor allem auf Windows-PCs laufen, was das Betriebssystem sicher nicht stabiler macht (Reklamationen) und letztlich dauert so etwas nicht lange, bis es gehackt wird.
Dagegen stehen Kosten ab 5 Stellen aufwärts für die Entwicklung von guter Software. Es ist nämlich nicht damit getan, einfach bestehende Dateien zu verlinken, damit das ganze Interaktiv wirkt. Das Medium bietet grandiose Möglichkeiten, die auch ausgenutzt sein wollen, wenn man wirklich einen Lerneffekt erzielen will - dann aber wird es richtig teuer. Sonst bleibt nur die Resteverwertung á la Urban & Schwarzenberg mit der Richter und der Bierbach. Nicht direkt was gegen die Bierbach, aber der Preis ist auch nur möglich mit Werbung und Resteverwertung des Archivs, das zugegeben recht umfangreich ist.
Also in Zukunft dran denken wenn gemault wird, daß es keine hochwertigen Produktionen - und das gilt für CDs UND Bücher - für wenig Geld gibt. Es hängen nicht nur die Produktionskosten dran, sondern erst ein entsprechender Absatz garantiert halbwegs kalkulierbare Projekte.
Ist viel Kommentar, ich weiß, aber es ist einen Gedanken wert.
Nachtrag:
Interessanterweise wird gerade von den Leuten, die sich über die billige Qualität beschweren, recht unkompliziert mit dem Thema "geistiges Eigentum" umgegangen. Da werden Bücher auf Band gesprochen (und die Frage der Qualität wird DANN natürlich unerheblich) und dann angeboten, ohne zu überlegen, wer damit geschädigt wird.
Ich gebe euch ja recht, daß da Müll unterwegs ist, aber ihr solltet euch mal fragen, ob ihr nicht euren Teil dazu beitragt.
Liebe Grüße
ardea