Hier das Gedächtnisprotoll meiner Prüfung in Dortmund (ich habe bestanden!

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Begleitet wurde ich von meiner Freundin Eva, die die Prüfung bereits vor einem Monat bestanden hatte.
Herr Dr. Striegler (Amtsarzt) beginnt: „Fangen wir doch gleich mit der Gesetzeskunde an. Was dürfen Sie als Heilpraktiker nicht?“ Schöne Frage zu Anfang, leg ich also gleich los.
Bei dem Bestattungsgesetz sage ich natürlich, dass mir als HP die gerichtliche Leichenschau und das Ausstellen von Totenscheinen untersagt sei. Durch Evas Prüfung wusste ich ja bereits, dass das Wort „gerichtlich“ in diesem Fall sehr wichtig ist. Herr Dr. Striegler fragt auch gleich nach: „Wie ist denn das? Dürfen Sie bei jemanden den Tod feststellen?“ Ich sage ihm, dass ich mich natürlich davon überzeugen muss, dass derjenige wirklich tot ist und keine Reanimation mehr möglich ist, denn sonst wäre es natürlich unterlassene Hilfeleistung, den Totenschein dürfe ich aber nicht ausstellen. Damit war er dann zu frieden.
Dann wollte er erklärt bekommen, was denn ein „Krankheitsverdächtiger“ sei und was ein „Ansteckungsverdächtiger“. Hat der Ansteckungsverdächtige schon Symptome? Ich ihm erklärt. „Was ist denn ein Ausscheider?“ Wieder meine Definition genannt. „Hat denn der Ausscheider Symptome?“ Ob ich denn einen typischen Ausscheider kennen würde? (Mist, solche Fragen bringen mich gerne durcheinander. Typisch? Mhm.) Herr Dr. Striegler will mir mit dem Bundesseuchengesetz helfen, da dieser Erreger da noch viel vehementer genannt wurde. Da ich aber das Bundesseuchengesetz nicht gelernt habe, sondern nur das Infektionsschutzgesetz, hat mir das natürlich nicht viel geholfen. Er meinte jedenfalls Salmonellen. Ich ihm die Typen genannt (Salmonella typhi, paratyphi und der ganze Rest). Welche Erkrankungen die anderen Salmonellen machen würden. Ich ihm infektiöse Gastroenteritis genant. Darüber wollte er dann auch einiges wissen. Mit welchem Symptom die Patienten wahrscheinlich in meine Praxis kämen und wann damit zu rechnen sei. Wie der Übertragungsweg sei? Natürlich über infizierte Lebensmittel, aber auch fäkal-oral. Was es dazu bräuchte bei der fäkal-oralen Übertragung? Ungenügende Hygiene, antworte ich. Was ich denn so schätzen würde, wie viel Prozent der inf. Gastroenteritiden fäkal-oral übertragen werden würden. Keine Ahnung. Ich nenn ihm auch keine Prozentzahl, sage nur, dass ich denke, dass eine Übertragung über Lebensmittel wahrscheinlicher ist. Genau, sagt er. 99 % werden über Lebensmittel und nur 1 % über Fäkal-Oral übertragen. Welche Personen besonders gefährdet wären? Ich sage ihm, dass das besonders Kinder und alte Menschen wären. Genau, sagt er. Und wo kann es also besonders auftreten? Im Altersheim, antworte ich.
Dann weiter mit der Inkubationszeit. Weitere Symptome? Verlauf der Erkrankung. Komplikation? Bei letzterem nenne ich die Exikose und daraus resultierende Kreislaufstörungen. Woher denn die Kreislaufstörungen kämen? Ich sag: „Durch die Hypovolämie.“ „Was man da machen würde?“ Infusionen geben. „Was glauben Sie denn, wie viel Volumenersatz man geben müsste?“ Ich rate. Überlege, wie viel sollte man täglich trinken und schlag noch ein wenig drauf, da man ja eine Menge verliert. Sag 2-3 Liter (war wahrscheinlich etwas niedrig gegriffen), aber er war zufrieden und wollte nun wissen, ob ich denn Erregernachweise im Stuhl machen dürfe und in welchen Paragraphen im IfSG Erreger genannt werden. Dann gab er an die erste Beisitzerin weiter.
Diese fängt dann auch gleich mit einem Fall an, was ich sehr begrüßt habe.
„Ein Mann kommt in Ihre Praxis, weil er unter Leistungsminderung leidet. Was tun sie?“
Ich sage, dass ich mir erstmal den Allgemeinzustand und Ernährungszustand des Patienten anschauen würde. War o.B. Dann mache ich eine ausführliche Anamnese, die, soweit ich mich erinnere (die Zettel musste ich am Ende abgeben), nur eine schwere Belastungsdyspnoe ergab. Körperliche Untersuchung: Herztöne leise, abgeschwächtes Atemgeräuch über allen Quadranten, Stimmfremitus erniedrigt. „Wenn Sie eine Verdachtsdiagnose haben, dürfen Sie diese auch nennen.“ Ich sage, okay, lass mir aber Zeit, überflieg noch mal alle Daten und frag noch nach der Atemverschieblichkeit. Die ist fast aufgehoben. Ich denk nochmal kurz nach und sage dann, dass es sich um eine Pleuritis exsudativa handeln könne, aber auch um ein Lungenemphysem. „Genau. Letzteres hat er auch.“ Sie sagte dann noch, dass ich am Anfang eine entscheidende Frage vergessen hätte. Ob er denn rauchen würde. Tut er nämlich und hat daher eine chronisch obstruktive Bronchitis (wusste der Patient anscheinend selber nicht, da er Vorerkrankungen verneint hatte). Mit der Frage wäre ich wahrscheinlich noch schneller draufgekommen, sagte sie. (Nach der Prüfung ist mir noch eingefallen, dass ich den Klopfschall noch hätte untersuchen können, das hätte mir dann vielleicht auch noch weitergeholfen zu differenzieren.)
Dann Differentialdiagnosen:
DD Hämaturie (das ist doch schön) Ich zähl also einiges auf. Bei Nieren-Ca wollte sie dann noch wissen, wie man den bei Kindern nennt (Wilms-Tumor).
DD einseitig vergrößerter Axillarlymphknoten (das war dann nicht mehr so schön). Mamma-CA fiel mir ein, Mb Hodgkin, lokale Entzündungen, Lungen-Ca.
Ja, meint sie, aber vielleicht noch mal bei den Infektionskrankheiten. Mir fällt nichts ein. Wäre für Kinder und Jugendliche interessant. Immer noch keinen Schimmer worauf Sie hinauswollte. In meiner Verzweiflung sag ich einfach Herpes. War aber nicht das, was sie meinte. Sie sagt: infektiöse Mononukleose. (Nun gut, daran hatte ich wirklich nicht gedacht, v.a. da meine ganzen Bücher einschließlich Psychrembel von generaliserter LK-Schwellung bei infekt. Mononukleose sprechen).
Dann war sie aber auch fertig und gab an ihre Kollegin ab.
Die nimmt wieder einen Fall aus der Praxis (wofür ich ihr sehr dankbar bin).
„Ein Mann kommt zu Ihnen mit Bauchschmerzen und einem Ziehen im Rücken." Ich mach meine Anamnese, die aber bis auf Streß und einen fast schwarzgefärbten Stuhl unauffällig war.
Körperliche Untersuchung ergab Schmerzen zwischen Nabel und Mitte des rechten Rippenbogens. Ich überlege, was könnte das sein. Dann fällt mir ein, dass ich eine ganz entscheidende Frage gar nicht gestellt habe und stell sie noch schnell: „Wann werden die Beschwerden denn besser oder schlechter?“ Ja, wenn er nichts essen würde, dann wäre es besonders schlimm. Okay. Dann ist es klar. Er hat ein Ulcus duodeni.
Damit ist die Beisitzerin dann auch zufrieden und Herr Dr. Striegler sagt, dass wir dann auch fertig wären.
Ich geh raus mit einem Strahlen, dass Eva dachte, ich hätte das Ergebnis schon gekriegt, aber ich war einfach nur zufrieden mit mir. Ob es reichen würde, war mir nicht klar, da ich am Anfang etwas unsicher war, aber ich hatte mein bestes gegeben. Nach ca. 1 Minute kam Herr Dr. Striegler auch schon raus und bat mich noch mal rein.
„Machen wir es kurz: Herzlichen Glückwunsch.“ Ich hab mich noch bedankt, auch noch mal bei den beiden Beisitzerinnen und wieder raus zu Eva, der das sowieso schon vorher klar war.
Die ganze Prüfung dauerte nur 40 Minuten und ging wirklich schnell vorüber.
Jetzt gönn ich mir erstmal ein paar Tage Pause und ordne einige liegen gebliebene Dinge und dann schau ich mal wo und wie ich jetzt am besten weitermache.
Das Suchen ist das Einzige, was das Finden verhindert. (Shunyata)