Beitragvon pilotemil » 4. Aug 2001, 11:16
Hallo ihr armen Schnechneckengeschädigten,
der Gedanke an die Igel hat mich dann doch sehr getroffen, denn wir haben viele Freunde unter ihnen und sogar einen alten Bekannten namens Elvis, den wir über den Winter gedracht haben, der bei uns geblieben ist und jeden Winter seine Styroporvilla am Haus bezieht.(...nachdem er am Fensterbrett Unmengen von Katzenfutter vertilgt hat!)
Der folgende Artikel aus erster Hand holt zwar nicht gerade die rote Flagge ein aber er beruhigt mich und Elvis etwas:
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Zwischenbericht "Vergiftungsgefahr von Igeln durch metaldehydhaltige Schneckenkörner"
Walter Mollet, Affoltern/Schweiz
Zu diesem Thema liegen uns drei Untersuchungen vor. Herr Prof. Ch. Schlatter (Institut für Toxi-kologie) hat insgesamt sieben tote Igel untersucht. An der Wilduntersuchungsstelle des Institutes für Tierpathologie der Uni Bern wurden 7 tote Igel analysiert. Zudem geht eine Arbeit aus England (The Veterinary Record, March 16, 1991, I.F. Keymer, E.A. Gibson, D.J. Reynolds) auf die Todesursache von 38 Igeln ein.
Die dem Toxikologischen Institut übergebenen toten Igel wiesen Symptome einer Vergiftung auf. Zudem seien Schneckenkörner in der Umgebung der Tiere gefunden worden, so daß eine Vergiftung durch Schneckenkorn vermutet wurde.
Schlatter hat in einer sehr präzisen Untersuchung mit modernsten Meßmethoden nicht die geringsten Spuren von Metaldehyd nachweisen können.
Die vorliegenden Resultate bestätigen den Verdacht einer Metavergiftung in keiner Weise. Krampfartige Symptome sind recht unspezifisch und darum nicht als gewichtiges Indiz für eine Metavergiftung zu werten. 40 tote Igel, welche mit dem Verdacht auf eine Vergiftung (24 Igel im Jahre 1990, 16 Igel in den Jahren 1987- 88) ans Institut für Tierpathologie der Uni Bern gelangten, wurden dahingehend unter-sucht. Die Haupttodesursache war in den meisten Fällen ein starker Parasitenbefall. Metaldehyd konnte in keinem einzigen Fall nachgewiesen werden. Vier Tiere zeigten jedoch Nierenveränderungen, welche möglicherweise die Folge einer Vergiftung, jedoch nicht einer Metaldehyd-Vergiftung sein könnten. Da der Nachweis auf Metaldehyd negativ ausfiel, ein direkter Toxinachweis auf ein anderes Gift nicht gemacht wurde (sehr aufwendig und teuer), bzw. nicht gemacht werden konnte (fortgeschrittene Verwesung) bleibt die Ursache - speziell der Nierenveränderungen - unklar.
Es scheint, daß sehr viele Igel an Parasiten oder anderen Ursachen zugrunde gehen. Das bei vielen Krankheiten auftretende Bild einer allgemeinen Schwäche wird oft mit dem Bild einer Vergiftung verwechselt.
Die Untersuchung aus England zeigt ganz klar, daß Igel Metaldehyd aufnehmen können. Von den 35 untersuchten Tieren (die alle Opfer des Straßenverkehrs wurden), konnte bei drei Tieren Metaldehyd nachgewiesen werden (zweimal im Magen und einmal in der Leber). Im übrigen liegt uns eine Analyse aus England vor (Veterinary Investigation Center Carmarthen) in welcher bei einem toten Igel Metaldehyd nachgewiesen werden konnte (61 mg/kg in der Leber). Dieser vergiftete Igel wurde von einer Igelstation zur Analyse eingeschickt. Der Verdacht auf Vergiftung wurde bestätigt.
Wie können wir nun diese Analysen deuten? Sicher ist einmal, daß Schneckenkorn nicht der "Igelkiller" ist, für das es immer gehalten wurde. Es scheint, daß sehr viele Igel an Parasiten, Lungenentzündungen oder anderen natürlichen Ursachen zugrunde gehen.
Das von vielen Igelfreunden interpretierte Krankheitsbild der Vergiftung ist unspezifisch. Wir sollten bessere und genauere Methoden entwickeln, um Metaldehydvergiftungen (und nicht nur solche) diagnostizieren zu können. Ob dies aber überhaupt möglich ist?
Die Untersuchungen von Schlatter und Schwiete belegen eindeutig, daß die diagnostizierte Vergiftung durch Metaldehyd bei keinem der untersuchten Igel die Todesursache war.
Andererseits beweist die Untersuchung aus England ganz klar, daß Igel ohne weiteres Metaldehyd in für sie schädlicher Menge aufnehmen können.
Warum man in England offenbar Metaldehyd in Igeln nachweisen konnte und in der Schweiz nicht, ist Gegenstand momentaner Abklärungen.
Trotzdem möchten wir festhalten, daß metaldehydhaltige Schneckenkörner nach wie vor giftig sind. Die Hinweise auf einer Packung (z.B. Gesal) beweisen dies. Da steht nämlich geschrieben:
- von Tieren fernhalten (Igel sind auch Tiere!)
- unbrauchbare Reste dem Lieferanten/ der örtlichen Giftsammelstelle zurückgeben.
- nicht über eßbare Pflanzen streuen
- Gehalt 3,5% Metaldehyd
- giftklassefrei (heißt nicht giftfrei)
Im Zusammenhang mit dem Einsatz von Pestiziden möchten wir wieder darauf hinweisem, daß deren Anwendung immer ein Eingriff in die Natur ist, denn Pestizide im allgemeinen verändern die Natur (z.B. Entzug von natürlichem Futterangebot wie Insekten etc.). Zudem sind die Wechselwirkungen (z.B. Schneckenkorn zusammen mit Werrengift oder Unkrautvertilger etc.) noch weitgehend unbekannt und stellen eine zusätzliche Belastung der Fauna und Flora dar.
Wir empfehlen daher, auf jeglichen Einsatz von Pestiziden zu verzichten.
(Aus: Igel-Bulletin Ausgabe 6 November 1991)
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Tschüß
Euer Emil